Wolfram
Wolfram - wie Diamant
Hart wie Diamant - das versprach der deutsche Stahlkonzern Krupp als er 1933 seinen Verbundwerkstoff 'Widia' ('Wie Diamant') auf den Markt brachte. Der Name des wolframhaltigen Materials, das bis heute u.a. bei der Herstellung von Schneidplatten und Bohrwerkzeugen zum Einsatz kommt, verdeutlicht anschaulich die besonderen Eigenschaften des 1781 vom deutsch-schwedischen Chemiker Carl-Wilhelm Scheele entdeckten und 2 Jahre später vom spanischen Brüderpaar Fausto und Juan José Elhuyar erstmals in reiner Form gewonnenen Elements Wolfram. Das gräulich-weiß glänzende Schwermetall verfügt nicht nur über eine besonders hohe Dichte und Festigkeit, sondern weist mit 3.422 °C auch noch den höchsten Schmelzpunkt aller Metalle auf, wodurch es sich besonders für Hochtemperaturanwendungen eignet.
Während die deutsche Bezeichnung vermutlich aus den frühen Zeiten der Zinngewinnung im sächsischen Erzgebirge stammt, wo man feststelle, dass ein bis dahin unbekanntes Material den Zinnanteil des Erzes bei der Verhüttung verschlackte und quasi 'wie ein Wolf auffraß', wird im internationalen Sprachgebrauch für gewöhnlich der Begriff 'Tungsten' verwendet, der sich vom schwedischen Ausdruck 'Tung Sten' ('schwerer Stein') ableitet.
In der Natur kommt Wolfram nicht in Reinform vor, sondern tritt geologisch fast immer gebunden mit Eisen und Mangan ('Wolframit') oder Kalzium ('Scheelit') auf. Seltenere Verbindungen bestehen aber auch mit Blei ('Stolzit') oder anderen Elementen. Wolframhaltiges Gestein findet man häufig zusammen mit Molybdän- oder Zinnvorkommen. Insgesamt werden in der Erdkruste rund 3 Mio. t Wolfram vermutet, wobei abbaubare Erze in der Regel einen Wolfram-Anteil von 0,3 - 1,0 % aufweisen. Vereinzelt wurden aber auch schon Vorkommen mit Werten von über 1,5 % entdeckt.
Die überwiegend im Untertagebau gewonnenen Wolfram-Erze werden zunächst durch Vermahlung, Erhitzung und die Zugabe natriumhaltiger Lösungen aufbereitet. Das dabei entstehende Ammoniumparawolframat (engl. 'Ammonium Paratungstate' = APT) - ein weißes, kristallines Pulver - stellt die weltweit übliche Handelsform des Metalls dar und wird in sog. 'Metric Ton Units' (MTU) verkauft, wobei 1 MTU einem Gewicht von 10 kg Wolframtrioxid (WO3) bzw. 7,93 kg reinem Wolfram entspricht. Besagtes WO3 entsteht durch erneutes Erhitzen des Ammoniumparawolframats auf ca. 600 °C. In einem weiteren Verarbeitungsschritt wird daraus schließlich reines Wolfram gewonnen, das wiederum durch die Reduktion mit Kohlenstoff die Keramik Wolframcarbid (WC) bildet - den Grundwerkstoff für die Herstellung von Hartmetallen. Diese meist mit Kobalt- oder Nickel-Anteilen versehenen Verbindungen machen mehr als die Hälfte des weltweit verarbeiteten Wolframs aus und kommen vor allem bei der Fertigung von besonders robusten Schneid-, Bohr- oder Fräswerkzeugen zum Einsatz. Aber auch panzerbrechende Munition, chirurgische Instrumente oder Schmuckringe werden aus dem extrem harten Material hergestellt. Etwa 25 % des weltweiten Wolframaufkommens kommt hingegen bei der Produktion von Wolframstahl (Ferrowolfram) und anderen Legierungen zum Einsatz. Diese werden u.a. für die Fertigung von Flugzeugturbinenschaufeln benötigt. Rund 15 % der Wolfram-Verarbeitung entfallen auf reine Wolfram-Produkte. Hierbei sind in erster Linie elektrische Anwendungen hervorzuheben. So galten Wolframdrähte jahrzehntelang als das Material der Wahl bei der Glühwendelherstellung. Bis heute kommt das Material in Leuchtkörpern aller Art zum Einsatz. Aber auch beim Schweißen, in der Röntgendiagnostik oder der Herstellung von Mikrochips wird Wolfram benötigt. Aufgrund seiner hohen Dichte dient es zudem als Ausgleichsgewicht in Flugzeugen, Rennwagen oder Segelbooten. Selbst zur Fälschung von Goldbarren wurde es aufgrund dieser Eigenschaft schon missbraucht. Darüber hinaus findet es in diversen Sport- und Freizeitartikeln wie Dartpfeilen, Golfschlägern oder Gitarrensaiten Verwendung. Zwischen 5 und 10 % der jährlichen Wolfram-Nachfrage ergeben sich ferner durch die besonderen chemischen Eigenschaften des Materials. So wird Wolfram ähnlich wie Molybdän als Trockenschmiermittel oder Katalysator bei der Entschwefelung von Mineralölprodukten verwendet. Außerdem nutzt man es als Gerbstoff in der Lederherstellung, als Farbpigment in der Malerei und Porzellanfertigung sowie zum feuerfesten Imprägnieren.
Auch wenn sich Wolframerze auf allen Kontinenten finden lassen, so ist deren Förderung und Vertrieb doch seit Jahren fest in chinesischer Hand. Das Land der Mitte verfügt über rund 60 % der bekannten Wolfram-Reserven, während Kanada abgeschlagen mit 9 % noch vor Russland (8 %) und den USA (5 %) auf dem 2. Platz liegt. Allein 2013 wurden in den chinesischen Provinzen Jiangxi und Hunan, in denen sich besonders ergiebige Vorkommen befinden, rund 60.000 t Wolfram gefördert, was einem Anteil von 84,5 % an der Weltproduktion entspricht. Auf Rang 2 folgte Russland mit 2.500 t, das damit noch vor Kanada (2.200 t), Bolivien (1.200 t) sowie Portugal und Österreich (je 800 t) lag. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr weltweit rund 71.000 t Wolfram abgebaut.
Noch bis Mitte der 1980er Jahre war Kanada mit einem Weltmarktanteil von ca. 20 % ein wesentlich bedeutenderer Wolfram-Produzent. Steigende Exporte aus China sorgten dann jedoch für einen Preisverfall, der letztlich zur Schließung zahlreicher kanadischer und portugisischer Minen führte. Kanadas größte Wolfram-Vorkommen liegen in den 'Mackenzie Mountains' im Grenzgebiet des Yukon und der Northwest Territories. Hier befindet sich auch die von der North American Tungsten Corp. betriebene 'CanTung'-Mine - die größte Wolfram-Mine außerhalb Chinas, die zudem mit rund 1 % WO3 den höchsten Wolfram-Gehalt der westlichen Welt aufweist. Bereits 1962 in Betrieb genommen, produziert die Mine mit ihren 200 Mitarbeitern ca. 2.800 t WO3 pro Jahr, was 2013 einem Gegenwert vorn rund 100 Mio. CAD entsprach. Aufgrund niedriger Wolfram-Preise wurde die Förderung in der Vergangenheit immer wieder unterbrochen. Aktuell ermöglichen die bekannten Reserven eine Weiterführung des Betriebes bis Mitte bzw. Ende nächsten Jahres. Eine positive Marktentwicklung vorausgesetzt, könnte die Betriebszeit durch weitere Explorationen noch verlängert werden.
Die zweite wichtige Region für die kanadische Wolfram-Förderung ist die Provinz New Brunswick. Dort plant das Unternehmen Northcliff Resources mit finanzieller Unterstützung der neuseeländischen Todd-Gruppe das sog. 'Sisson'-Projekt, das nach derzeitigen Planungen in der 2. Jahreshälfte 2016 in Produktion gehen und dann jährlich rund 4.000 t Wolfram fördern soll. Trotz dieser im Vergleich zum chinesischen Förderaufkommen noch relativ geringen Menge würde Kanada damit wieder zum zweitgrößten Wolfram-Produzenten der Welt aufsteigen.
Aber auch Portugal entwickelt sich zusehends als Spieler im Wolfram Markt. Bereits im zweiten Weltkrieg wurde viel dieses Rohstoffes gebraucht und vor allem aus Portugal geholt. Auch heute gibt es Wolfram-Bergbau in Portugal. Aktiv vertreten ist dort mit drei Projekten Blackheath Resources. Das Unternehmen besitzt Anteile am Borralha- und am Bejancaprojekt, beides ehemalige Wolfram-Zinn-Minen im Norden Portugals. Auch am Covas-Projekt, einer bis 1974 produzierenden ehemaligen Wolfram-Mine, hält die Gesellschaft.
Anteile. 2012 wurden global etwa 117.000 t WO3 verarbeitet, wovon rund ein Viertel aus Recycling stammte. Größter Wolfram-Verbraucher ist nach wie vor China, das fast die Hälfte der weltweiten Förderung verarbeitet. Die USA, die EU und Japan, die sich zusammen für nur etwas mehr als 5 % der weltweiten Förderung verantwortlich zeichnen, benötigen jeweils zwischen 10 und 15 %, wobei die Recycling-Anteile deutlich höher liegen als in China.
Auch wenn Wolfram von zahlreichen Regierungen, u.a. der USA oder Großbritanniens, als 'strategisches' bzw. 'kritisches' Metall eingestuft wird, sind das Angebot und die Entwicklung neuer Minen-Projekte vor allem vom Weltmarktpreis abhängig - wobei es bei Wolfram keinen Terminhandel gibt und die APT-Preise in Europa, vor allem aber in China als gängigste Vergleichswerte gelten. Seit 2004 haben eine wachsende globale Nachfrage und eine restriktive chinesische Exportpolitik zu einem deutlichen Preisanstieg geführt, der 2011 in einem APT-Preis von 480,- USD / MTU gipfelte. Aktuell wird das Metall mit rund US$ 360,- USD / MTU gehandelt.
Für die kommenden 4 Jahre rechnet der renommierte britische Rohstoff-Consultant Roskill allerdings nur noch mit einem jährlichen Nachfrageanstieg von 2,6 %. Demnach soll z.B. der Bedarf der Leuchtmittelindustrie, die 2013 noch 12 % des weltweiten Gesamtverbrauchs ausmachte, bis 2018 um jährlich 5 % sinken. Auf der anderen Seite geht man aber davon aus, dass im wesentlich größeren Hartmetall-Segment die Nachfrage weiterhin um 3,6 % p.a. steigen wird. Trotz dieser Bedarfsentwicklung und dem sich abzeichnenden Produktionsende mehrerer außerchinesischer Vorkommen rechnen die Experten in nächster Zeit nicht mit Kursanstiegen in dem Rohstoff, da die Minenproduktion nach wie vor stabil ist. So befinden sich derzeit allein in Großbritannien, Spanien und Australien neue Projekte mit einer Gesamtkapazität von 5.500 t / Jahr im Aufbau, die bis 2018 in Produktion gehen sollen. Zudem wird über eine Wiederinbetriebnahme derzeit stillgelegter Minen in Brasilien, Peru oder Portugal nachgedacht. Laut Prognose des britischen Marktforschungsinstituts Merchant Research & Consulting dürfte daher die globale Wolfram-Förderung in den kommenden Jahren um jeweils 3,8 % wachsen und 2017 sogar die Marke von 100.000 t / Jahr übertreffen.
An der Börse spielen Wolfram-Werte dennoch weiterhin nur eine untergeordnete Rolle. Weltweit werden lediglich rund zwei Dutzend kleinere Explorer oder Produzenten gehandelt, von denen etwa die Hälfte an der Torontoer 'TSX Venture Exchange' notiert ist. Auch einige deutsche Unternehmen mischen im internationalen Wolfram-Geschäft mit. So ist etwa der Goslarer Technologiemetalle-Hersteller H.C. Stark seit 2013 an einer neuen Wolfram-Mine in Vietnam beteiligt. Die Deutsche Rohstoff AG hat sich hingegen erst vor Kurzem von ihrer Beteiligung an einer australischen Mine getrennt.
Viele Grüße
Ihr Jörg Schulte
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